Trotz der zeitweiligen Gewitterwolken über den Abstand haltenden Marktständen blieb Christian Baumer aus dem Füssener Veranstalterteam gelassen: „Wir hatten bei früheren Veranstaltungen 30 Grad“, erklärte er gegenüber dem Kreisbote. Dies ist für die Teilnehmer im mittelalterlichen Festgewand oder unter einer schweren Rüstung nachvollziehbar nicht gerade ideal. Folglich herrschten an diesem Wochenende recht gute Bedingungen, um die freundlichen Händler, die aus mehreren europäischen Ländern angereist waren, und das schaulustige Publikum miteinander Kontakte knüpfen zu lassen.
Zuschauen wie ein Schmied seinem traditionsreichen Handwerk nachgeht, die Rüstungen für alle Größen entdecken und den Hunger – etwa als Gast an der „Drachenküche“ – zu stillen, ließ die verbrachte Zeit zwischen den rund 30 mittelalterlichen Ständen wie im Flug vergehen. Engelsfiguren und Hexen aus kunsthandwerklichen Werkstätten waren unter anderem zu bewundern.
Die fünfjährige Juna wiederum entdeckte einen Bogen aus Holz. Im Gespräch mit ihren Eltern aus dem Augsburger Raum war zu erfahren, dass Juna es mag, wenn ihr Geschichten über Prinzessinnen vorgelesen werden. Sie habe einen Freund, der sich fürs edle Rittertum begeistert. „Der Xaver ist schon sechs“, verriet das etwas schüchterne Mädchen, bevor sich die Urlauber auf ihren weiteren Weg machten. Der Markt präsentierte auch Schmuckstücke, Spielsachen und vieles mehr.
Spontane Reaktion
„Die Besucher tragen Masken zum allgemeinen Gesundheitsschutz“, erklärt Christian Baumer. Die Veranstaltung – dieses Mal ohne Auftritte von Musikgruppen, – wurde erst möglich, weil der städtische Marktmeister Markus Guggemos und Veranstalter „Baramont“ gemeinsam an einem Strang zogen, um Einheimischen und Gästen eine unterhaltsame Zeitreise anbieten zu können. Die Besucher jedenfalls nahmen den Markt bei freiem Eintritt von jeweils 10 bis 18 Uhr gut an.
Der zweite Tag des Mittelalterlichen Markts im Von-Freyberg-Park stand auch im Zeichen der Kaiserlichen zu Füssen. Mit der Delegation aus den Reihen der „Landsknechte und Flintenweiber zu Ehrenberg“ in Tirol trafen sich die Kaiserlichen am frühen Nachmittag in der Altstadt und zogen anschließend zu den 30 Händlerständen beim Bahnhof, wo sich die Gesamtgruppe zu einem Erinnerungsfoto auf der sonnigen Parkwiese aufstellte.
Große Aufmerksamkeit der Marktbesucher war den Kaiserlichen und ihren Freunden aus Reutte dabei gewiss. „Wir präsentieren uns hier mit den Landsknechten, weil die Historischen Umzüge 2020 aus dem bekannten Grund nicht stattfinden können“, sagte Manuela Ebner auf Nachfrage. Auf die Corona bedingte Absage der historischen Veranstaltung in Füssen „wurde von uns ganz spontan reagiert“, ergänzte die Sprecherin der Kaiserlichen. „Zur Ehre des Kaisers kommen wir immer gern nach Füssen“, unterstrich Roland Beirer von den Landsknechten gegenüber unserer Zeitung. „Wir sind schon lange und immer gern dabei, wenn in Füssen an die Renaissance-Zeit erinnert wird.“
Die beiden von der kaiserlichen Geschichte faszinierten Gruppen aus Frauen und Männern im historischen Gewand drehten eine Runde durch den Park und betonten vor dem sich anschließenden geselligen Ausklang ihre Vorfreude auf 2021 – wenn Füssen voraussichtlich erneut zu den Historischen Umzügen einladen wird.